In der podologischen Behandlung nehmen Risikopatienten eine besondere Stellung ein. Diese Patientengruppen benötigen aufgrund bestimmter Grunderkrankungen eine speziell angepasste und besonders sorgfältige Fußversorgung. Der Begriff „Risikopatient“ bezeichnet in der Podologie Menschen, bei denen durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, arterielle Durchblutungsstörungen oder neurologische Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für Fußprobleme besteht. Die fachgerechte podologische Behandlung dieser Patienten kann schwerwiegende Komplikationen verhindern und trägt entscheidend zum Erhalt der Mobilität und Lebensqualität bei. Für viele Risikopatienten ist die regelmäßige podologische Versorgung daher nicht nur eine Frage des Wohlbefindens, sondern eine medizinische Notwendigkeit.
Wer gilt als Risikopatient in der Podologie?
Als Risikopatienten in der Podologie werden Personen bezeichnet, bei denen aufgrund von Grunderkrankungen ein erhöhtes Risiko für Fußprobleme besteht. Diese Patienten benötigen eine besonders sorgfältige Behandlung, da selbst kleine Verletzungen oder Druckstellen schwerwiegende Folgen haben können.
Die häufigsten Grunderkrankungen, die zu einer Einstufung als Risikopatient führen, sind:
- Diabetes mellitus (insbesondere mit diabetischer Polyneuropathie)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Rheumatische Erkrankungen
- Schwere neurologische Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Schlaganfall)
- Immunsuppression (z. B. nach Organtransplantation oder bei Chemotherapie)
- Schwere Gerinnungsstörungen oder Antikoagulanzientherapie
- Ausgeprägte Sensibilitätsstörungen anderer Ursache
Diese Erkrankungen beeinflussen die Fußgesundheit auf unterschiedliche Weise und erfordern jeweils spezifische Vorsichtsmaßnahmen und Behandlungsansätze.
Diabetes mellitus als Hauptrisikofaktor
Diabetes mellitus ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Fußprobleme. Etwa 25 % aller Diabetiker entwickeln im Laufe ihres Lebens Fußkomplikationen. Das sogenannte diabetische Fußsyndrom entsteht durch die Kombination mehrerer Faktoren:
Die diabetische Neuropathie führt zu einer verminderten Schmerzwahrnehmung, wodurch Verletzungen oft unbemerkt bleiben. Gleichzeitig kommt es durch die Mikroangiopathie zu einer verschlechterten Durchblutung, was die Wundheilung beeinträchtigt. Diese Faktoren begünstigen die Entstehung von chronischen Wunden, die sich zu schwerwiegenden Infektionen entwickeln können.
Bei Diabetikern ist die regelmäßige podologische Behandlung daher besonders wichtig. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen bei Vorliegen eines diabetischen Fußsyndroms die Kosten für die podologische Behandlung, wenn diese vom Arzt verordnet wird.
Patienten mit Durchblutungsstörungen
Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) leiden unter einer verminderten Durchblutung der Extremitäten. Dies führt zu einer schlechteren Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Füße und beeinträchtigt die Wundheilung erheblich.
Bei diesen Patienten ist besondere Vorsicht geboten, da selbst kleine Verletzungen aufgrund der eingeschränkten Heilungsfähigkeit zu schwerwiegenden Komplikationen führen können. Die podologische Behandlung muss besonders schonend erfolgen, und jede Form von Verletzung der Haut muss unbedingt vermieden werden.
Charakteristische Anzeichen einer pAVK sind Schmerzen beim Gehen (Claudicatio intermittens), kalte Füße, blasse oder bläuliche Hautfarbe und ein verminderter oder fehlender Puls an den Fußarterien.
Neurologische Erkrankungen und ihre Auswirkungen auf die Füße
Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Parkinson oder nach einem Schlaganfall haben oft Sensibilitätsstörungen oder Bewegungseinschränkungen. Dies führt zu einer veränderten Belastung der Füße und kann Druckstellen und Fehlstellungen begünstigen.
Zudem ist bei eingeschränkter Sensibilität die Wahrnehmung von Schmerzen vermindert, sodass Verletzungen oder Druckstellen nicht bemerkt werden. Die podologische Versorgung dieser Patienten umfasst neben der Behandlung akuter Probleme auch präventive Maßnahmen und eine ausführliche Beratung zur Fußpflege und geeignetem Schuhwerk.
Besonderheiten der podologischen Behandlung bei Risikopatienten
Die podologische Behandlung von Risikopatienten unterscheidet sich in mehreren Aspekten von der Standardbehandlung. Sie erfordert besondere Fachkenntnisse, spezielle Techniken und oft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Angepasste Behandlungstechniken und Vorsichtsmaßnahmen
Bei Risikopatienten werden besonders schonende Techniken angewendet. Die Behandlung erfolgt mit größter Sorgfalt, um Verletzungen zu vermeiden. Folgende Besonderheiten sind zu beachten:
- Verzicht auf scharfe Instrumente bei bestimmten Risikopatienten (z. B. bei Gerinnungsstörungen)
- Anpassung des Drucks bei der Behandlung von Hornhaut
- Besonders vorsichtiges Vorgehen bei der Nagelbehandlung
- Gründliche Desinfektion vor und nach der Behandlung
- Regelmäßige Kontrolle der Füße auf Druckstellen, Rötungen oder andere Veränderungen
- Dokumentation aller Auffälligkeiten und Veränderungen
Der Podologe muss zudem die Medikation des Patienten kennen und berücksichtigen, insbesondere Blutverdünner oder Immunsuppressiva, die das Behandlungsrisiko erhöhen können.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Bei der Behandlung von Risikopatienten ist eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten und Therapeuten unerlässlich. Der Podologe arbeitet im Team mit:
- Diabetologen und Endokrinologen
- Gefäßchirurgen und Angiologen
- Neurologen
- Orthopäden
- Wundspezialisten
- Orthopädieschuhmachern
Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht eine ganzheitliche Versorgung des Patienten und trägt dazu bei, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Prävention und Selbstfürsorge für Risikopatienten
Neben der professionellen podologischen Behandlung spielt die tägliche Fußpflege und Selbstkontrolle eine entscheidende Rolle für Risikopatienten. Der Podologe berät und schult die Patienten in der korrekten Fußpflege und sensibilisiert sie für mögliche Probleme.
Wichtige Aspekte der Selbstfürsorge umfassen:
- Tägliche Inspektion der Füße, bei eingeschränkter Beweglichkeit mithilfe eines Spiegels oder Angehöriger
- Sanfte Reinigung der Füße mit lauwarmem Wasser und milden Reinigungsmitteln
- Gründliches, aber sanftes Abtrocknen, besonders zwischen den Zehen
- Regelmäßiges Eincremen mit geeigneten Fußcremes (ohne Zusatz von Urea bei offenen Wunden)
- Tragen passender, druckfreier Schuhe und spezieller Diabetikersocken ohne einschneidende Bündchen
- Vermeidung von Barfußlaufen
- Sofortige Kontaktaufnahme mit dem Podologen oder Arzt bei Veränderungen
Durch diese präventiven Maßnahmen können viele Fußprobleme verhindert oder frühzeitig erkannt werden, bevor sie sich zu ernsthaften Komplikationen entwickeln.
Die podologische Versorgung von Risikopatienten ist ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitssystems und trägt maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität dieser Patienten zu erhalten und schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen zu vermeiden. Durch die Kombination aus fachkundiger Behandlung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und Patientenschulung können auch bei bestehenden Grunderkrankungen gesunde Füße erhalten werden.