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Schienenbau in der Ergotherapie

Der Schienenbau ist ein wichtiger Bestandteil der ergotherapeutischen Behandlung bei Erkrankungen und Verletzungen der Hand und des Armes. Ergotherapeuten fertigen dabei individuelle Schienen aus thermoplastischen Materialien an, die exakt auf die anatomischen Gegebenheiten und funktionellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind. Anders als konfektionierte Schienen bieten maßgefertigte ergotherapeutische Schienen eine präzise Passform und können genau für das jeweilige Krankheitsbild angefertigt werden. Sie dienen der Stabilisierung, Entlastung, Korrektur oder Funktionsunterstützung und kommen sowohl in der akuten Phase nach Verletzungen als auch bei chronischen Erkrankungen zum Einsatz. Der fachgerechte Schienenbau erfordert fundierte Kenntnisse der Anatomie, Biomechanik und Materialeigenschaften sowie handwerkliches Geschick.

Grundlagen des ergotherapeutischen Schienenbaus

Der Schienenbau in der Ergotherapie beruht auf umfassenden Kenntnissen der funktionellen Anatomie der Hand und des Armes. Ergotherapeuten analysieren zunächst, welche Strukturen betroffen sind und welche therapeutischen Ziele mit der Schiene erreicht werden sollen. Dies kann die Ruhigstellung nach einer Operation, die Korrektur einer Fehlstellung oder die Unterstützung einer geschwächten Funktion sein.

Die Materialauswahl spielt eine entscheidende Rolle für die Wirksamkeit und den Tragekomfort. Überwiegend kommen thermoplastische Kunststoffe zum Einsatz, die sich durch Erwärmung verformen lassen und beim Abkühlen wieder aushärten. Je nach Anforderung werden unterschiedliche Materialstärken gewählt – von sehr weich und flexibel bis fest und stabil.

Der Herstellungsprozess erfolgt direkt am Patienten. Das erwärmte Material wird auf die entsprechende Körperregion modelliert und in die gewünschte Position gebracht. Nach dem Aushärten wird die Schiene nachbearbeitet, gepolstert und mit Befestigungselementen versehen.

Verschiedene Schienentypen und ihre Anwendungsgebiete

Je nach Zielsetzung und betroffener Körperregion kommen unterschiedliche Schienentypen zum Einsatz:

  • Ruhigstellungsschienen: Sie fixieren Gelenke in einer definierten Position und werden nach Verletzungen, Operationen oder bei Entzündungen eingesetzt
  • Funktionsschienen: Diese unterstützen geschwächte oder ausgefallene Funktionen, wie etwa die Extension der Finger bei Radialisparese
  • Korrekturschienen: Sie üben kontinuierlichen, sanften Druck aus, um Fehlstellungen zu korrigieren
  • Lagerungsschienen: Sie positionieren Extremitäten in einer physiologischen Stellung, besonders bei neurologischen Erkrankungen
  • Dynamische Schienen: Diese kombinieren Stabilisierung mit der Möglichkeit kontrollierter Bewegung

Die Wahl des geeigneten Schienentyps hängt vom Krankheitsbild, dem Stadium der Erkrankung und den individuellen Behandlungszielen ab.

Der Anfertigungsprozess Schritt für Schritt

Die Herstellung einer maßgefertigten Schiene folgt einem strukturierten Prozess:

  • Zunächst erfolgt eine gründliche Befunderhebung. Der Ergotherapeut untersucht die betroffenen Strukturen und dokumentiert Funktionseinschränkungen. Auf dieser Basis wird der Schienentyp festgelegt.
  • In der Planungsphase werden die genauen Maße genommen, das passende Material ausgewählt und die optimale Position bestimmt.
  • Bei der eigentlichen Anfertigung wird das Thermoplast erhitzt und dann direkt an der entsprechenden Körperregion modelliert. Dabei muss präzise gearbeitet werden, da das Material rasch aushärtet.
  • Nach dem Aushärten folgt die Nachbearbeitung: Kanten werden gekürzt, Ränder geglättet, Polsterungen und Befestigungselemente angebracht. Eine sorgfältige Nachbearbeitung ist entscheidend für den Tragekomfort.

Indikationen für ergotherapeutische Schienen

Ergotherapeutische Schienen kommen bei verschiedenen Erkrankungen und Verletzungen zum Einsatz:

  • Orthopädische Erkrankungen wie Arthrose, Arthritis oder Karpaltunnelsyndrom
  • Rheumatische Erkrankungen mit Gelenkbeteiligung
  • Nervenverletzungen oder -erkrankungen (z. B. Radialisparese)
  • Postoperative Versorgung nach Hand- oder Armoperationen
  • Traumatische Verletzungen wie Frakturen oder Sehnenverletzungen
  • Spastische Lähmungen bei neurologischen Erkrankungen

Die Schiene wird dabei stets als Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts eingesetzt und ergänzt andere therapeutische Maßnahmen.

Vorteile individuell gefertigter Schienen

Individuell gefertigte ergotherapeutische Schienen bieten gegenüber konfektionierten Produkten entscheidende Vorteile. Durch die exakte Anpassung wird ein höherer Tragekomfort erreicht, was die Akzeptanz erhöht. Die Schiene kann genau auf das spezifische Krankheitsbild abgestimmt werden und bietet dadurch eine bessere therapeutische Wirksamkeit.

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der unmittelbaren Anpassung. Bei Veränderungen – sei es durch Abschwellen oder durch Fortschritte im Heilungsprozess – kann die Schiene direkt modifiziert werden. Dies gewährleistet eine kontinuierlich optimale Versorgung.

Die enge Begleitung durch den Ergotherapeuten ermöglicht eine fortlaufende Überprüfung der Wirksamkeit und Anleitung zur korrekten Handhabung. Die Schiene wird so zu einem integrierten Bestandteil des therapeutischen Prozesses.

Umgang mit der Schiene im Alltag

Für einen optimalen Behandlungserfolg ist die korrekte Anwendung der Schiene im Alltag entscheidend. Der Ergotherapeut bespricht mit dem Patienten genau, wann und wie lange die Schiene getragen werden soll. Je nach Indikation kann dies eine Dauerversorgung, eine nächtliche Anwendung oder die Nutzung bei bestimmten Aktivitäten bedeuten.

Auch die richtige Pflege ist wichtig für die Haltbarkeit und Hygiene der Schiene. Die meisten Thermoplasten können mit milder Seife und lauwarmem Wasser gereinigt werden. Starke Hitze sollte vermieden werden, da dies zur Verformung führen kann.

Der Patient sollte zudem wissen, welche Anzeichen auf Probleme hindeuten können, wie etwa Druckstellen oder Hautirritationen. Bei solchen Anzeichen sollte umgehend der Ergotherapeut aufgesucht werden, um die Schiene anzupassen.

Die ergotherapeutische Schienenversorgung ist ein effektives Verfahren zur Behandlung verschiedener Erkrankungen und Verletzungen der oberen Extremität. Durch die individuelle Anfertigung werden optimale Ergebnisse erzielt – sei es die Schmerzreduktion, die Verbesserung der Funktion oder die Unterstützung im Heilungsprozess.