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Dachs

ADHS-Behandlung im Kindesalter

Wenn ein Kind besonders unruhig ist, sich nur schwer konzentrieren kann oder häufig impulsiv handelt, denken viele Eltern an ADHS. Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung gehört zu den häufigsten psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können betroffenen Kindern helfen, ihre Stärken zu entfalten und besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Dabei setzt eine erfolgreiche Therapie auf verschiedene Bausteine, die individuell auf das Kind abgestimmt werden.

Was ist ADHS?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und zeigt sich durch drei Hauptsymptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Verhaltensweisen treten bei vielen Kindern gelegentlich auf. Bei ADHS sind sie jedoch so stark ausgeprägt, dass sie den Alltag des Kindes deutlich beeinträchtigen. In der Schule fällt es den Kindern schwer, dem Unterricht zu folgen, Aufgaben zu Ende zu bringen oder still sitzen zu bleiben. Auch im familiären Umfeld kommt es häufig zu Konflikten.

Wichtig zu wissen: ADHS ist keine Erziehungsfrage oder ein Zeichen mangelnder Intelligenz. Die Störung hat neurobiologische Ursachen. Im Gehirn funktioniert die Übertragung bestimmter Botenstoffe anders als bei Kindern ohne ADHS. Das erklärt, warum betroffene Kinder ihre Impulse schlechter kontrollieren können und schneller abgelenkt sind. Etwa drei bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von ADHS betroffen, wobei Jungen häufiger diagnostiziert werden als Mädchen.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Die Diagnose ADHS stellen Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder spezialisierte Kinderärzte. Der Weg zur Diagnose umfasst mehrere Schritte und erfordert Zeit. Zunächst führt der Arzt ausführliche Gespräche mit den Eltern und dem Kind. Dabei werden die Entwicklung des Kindes, seine Verhaltensweisen und mögliche Probleme in verschiedenen Lebensbereichen genau erfasst. Auch Erzieher oder Lehrer werden oft um ihre Einschätzung gebeten, da die Symptome in unterschiedlichen Situationen auftreten müssen.

Standardisierte Fragebögen und Tests helfen dabei, das Verhalten des Kindes objektiv zu bewerten. Körperliche Untersuchungen schließen andere Erkrankungen aus, die ähnliche Symptome verursachen können. Erst wenn die Kriterien über einen längeren Zeitraum und in mehreren Lebensbereichen erfüllt sind, wird die Diagnose ADHS gestellt. Diese gründliche Vorgehensweise ist wichtig, um Fehldiagnosen zu vermeiden und die richtige Behandlung einzuleiten.

Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS

Die Behandlung von ADHS richtet sich nach dem Schweregrad der Symptome und dem individuellen Leidensdruck des Kindes. Experten empfehlen heute einen multimodalen Ansatz, der verschiedene Therapieformen kombiniert. Dabei arbeiten Ärzte, Therapeuten, Eltern und Lehrer Hand in Hand, um das Kind bestmöglich zu unterstützen.

Verhaltenstherapie als Grundpfeiler

Die Verhaltenstherapie gilt als wichtigste nicht-medikamentöse Behandlungsform bei ADHS. In der Therapie lernt das Kind, sein Verhalten besser zu steuern und mit schwierigen Situationen umzugehen. Therapeuten arbeiten mit konkreten Strategien: Das Kind übt, Aufgaben zu planen, sich selbst zu organisieren und Ablenkungen zu widerstehen. Belohnungssysteme helfen dabei, erwünschtes Verhalten zu verstärken. Viele Kinder profitieren auch von sozialen Kompetenztrainings, in denen sie lernen, Konflikte zu lösen und Freundschaften aufzubauen.

Medikamentöse Behandlung

Bei mittelschwerer bis schwerer ADHS kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Die am häufigsten eingesetzten Medikamente sind Stimulanzien wie Methylphenidat. Sie verbessern die Konzentrationsfähigkeit und reduzieren Hyperaktivität und Impulsivität. Entgegen mancher Befürchtungen machen diese Medikamente nicht abhängig, wenn sie richtig dosiert und ärztlich überwacht werden. Die Entscheidung für oder gegen Medikamente treffen Eltern gemeinsam mit dem behandelnden Arzt. Dabei werden Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen.

Nicht jedes Kind spricht auf Medikamente an, und nicht jedes Kind benötigt sie. Bei leichten Formen von ADHS reichen oft andere Maßnahmen aus. Wenn Medikamente zum Einsatz kommen, werden sie regelmäßig überprüft und die Dosierung angepasst. Viele Familien berichten, dass die Medikamente ihrem Kind den Schulalltag deutlich erleichtern und das Familienleben entspannen.

Elterntraining und Unterstützung im Alltag

Eltern spielen eine zentrale Rolle in der ADHS-Behandlung. Spezielle Elterntrainings vermitteln Strategien für den Umgang mit herausforderndem Verhalten. Eltern lernen, klare Regeln aufzustellen, konsequent zu bleiben und positive Verhaltensweisen zu fördern. Auch die Gestaltung des Alltags kann viel bewirken:

  • Feste Tagesabläufe und Strukturen geben dem Kind Sicherheit und Orientierung
  • Ruhige Lernumgebungen mit wenig Ablenkung erleichtern Hausaufgaben
  • Regelmäßige Bewegung und Sport helfen, überschüssige Energie abzubauen
  • Ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung unterstützen die Konzentration

Der Austausch mit anderen betroffenen Eltern in Selbsthilfegruppen wird oft als entlastend erlebt. Auch die enge Zusammenarbeit mit der Schule ist wichtig. Nachteilsausgleiche oder individuelle Förderpläne können dem Kind helfen, sein Potenzial besser auszuschöpfen.

Langfristige Perspektiven

ADHS ist keine Erkrankung, die von heute auf morgen verschwindet. Viele Symptome bleiben bis ins Erwachsenenalter bestehen, werden aber mit zunehmendem Alter oft schwächer. Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung lernen die meisten Kinder, gut mit ihrer ADHS umzugehen. Sie entwickeln eigene Strategien und finden Wege, ihre Stärken zu nutzen. Viele Menschen mit ADHS sind besonders kreativ, begeisterungsfähig und können sich in Themen, die sie interessieren, hervorragend vertiefen. Eine frühe und konsequente Behandlung legt den Grundstein dafür, dass Kinder mit ADHS ein erfülltes und erfolgreiches Leben führen können.